21. Oktober 2022
Paul ist sehr konzentriert auf seine Arbeit am Hobel, dennoch passt der Balken nicht ganz in die Metallvorrichtung im Boden. Er bearbeitet das Holzstück und testet zwischendurch immer wieder, ob es klappt.
Am Ende soll der Balken Teil eines neuen Zaunes vom Waldorf Jugendtreff am halleschen Lutherplatz werden: Hier verbringen die Schüler:innen der BVJ Klasse „Farbe und Metall“ der BbS „Gutjahr“ für eine Woche ihre Sozialen Lerntage und unterstützen das Team vor Ort.
Im Jugendtreff ist Mitmachen angesagt und so fasst Paul das auch gut zusammen: „Das hier ist der WaJuT – ein Freizeitplatz, wo Jugendliche und kleine Kinder hinkommen und selber basteln und sich aufhalten können“. Er wirkt von der ersten Sekunde an begeistert über die Möglichkeiten, die sich ihm hier bieten. „Eine Gruppe macht heute Gartenarbeit, also Unkraut zupfen und die andere Gruppe macht im Zaunbau weiter. Wir haben dafür gestern die Bretter zurechtgeschnitten und die Balken vorbereitet und heute probieren wir das einzusetzen, um so weit zu kommen wie es geht“, so Paul.
Nachdem es gestern geregnet hat und die Gruppe somit gezwungen war in den Innenräumen ihre Holzprojekte voranzubringen, kann heute endlich wieder draußen weitergearbeitet werden. Das angenehme herbstliche Wetter und der frische Pflaumenkuchen (mit Pflaumen aus dem WaJuT Garten) sorgen für eine lockere und gelöste Stimmung. Die Klasse hat sich außerdem eine Musikbox mitgebracht und so bekommt man bei dieser positiven Gruppe direkt Lust selbst mitzumachen. Das gute Gruppengefühl nimmt Paul auch wahr: „Es macht mir ziemlich viel Spaß – also ich verstehe mich mit meiner Klasse auch sehr gut und das macht dann auch Spaß zusammen zu arbeiten und einfach zusammen anzupacken“
Gemeinsam anpacken ist wichtig, denn ganze alleine schafft Paul es nicht den Balken ordentlich auszurichten. Dabei helfen ihm Patrick und Osama, die mit ihm gemeinsam in die BVJ-Klasse gehen. Patrick hat genau wie Paul einen Blaumann an, wuselt über den Platz und schaut immer wo noch eine Hand gebraucht wird. Auch Osama ist mal hier und mal da und guckt aufmerksam, was es als nächstes zu tun gibt. Und wenn mal gerade nichts zu tun ist, gönnen die beiden sich ein Stück Kuchen.
Patrick ist es besonders wichtig zu betonen, dass er den respektvollen und freundlichen Umgang hier im Lernort schätzt und sagt dazu: „Mit Helle (fachlicher Anleiter, Anm. d. Red.) kommen wir gut klar und auch die Leute vom Kindergarten sind sehr freundlich und sagen auch immer guten Morgen“. Sein Kumpel Osama hört ihm aufmerksam zu und verhält sich eher ruhig, da er sprachlich noch etwas unsicher ist. Der 18-Jährige fasst dann aber kurz zusammen: „Manchmal ist Machen besser, als nur zuzuhören und zu schreiben“. Also beenden die beiden ihre Pause und widmen sich wieder ihrem Zaunprojekt.
Gemeinsam etwas Gutes tun und dabei eine Menge Spaß haben ist wohl ein passendes Fazit dieser Woche. Und so steht am Freitag dann das sichtbare Ergebnis in Form des fertigen Holzzauns. Patrick stellt dazu erfreut fest: „Wenn man in 20 Jahren oder so hier vorbeiläuft kann man seinen Kindern sagen: Das habe ich gebaut!“
Gefeiert wird das bei einem gemeinsamen Abschlussessen. Die Lust am freiwilligen Engagement hat die Woche bei Paul definitiv entfacht: „Ich würde mich gerne noch mal woanders freiwillig mit einbringen, weil die Woche hier cool war, aber auch weil viele von den Jugendeinrichtungen, die etwas für Kinder machen, sicher Hilfe brauchen.“